AG Filmfestival – Historischer Aufbruch in schwierigen Zeiten
49 Filmfestivals aus ganz Deutschland gründen in Kassel den Verband der Filmfestivals.
Fast genau fünf Jahre nach dem Start des Netzwerks in Kassel gründeten 49 Filmfestivals am 12. Juli 2024 im Kulturbahnhof Kassel den Verband „AG Filmfestival – Verband der Filmfestivals in Deutschland“ mit Sitz in Frankfurt/Main.
Der Hessische Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, Timon Gremmels (SPD), begrüßte die anwesenden Vertreter*innen und das Vorhaben, die Geschäftsstelle des Verbandes in Hessen anzusiedeln. Er betonte die große Bedeutung der Filmfestivals, die bei der Filmförderung angemessen berücksichtigt werden müssen. Schon im Vorfeld fiel Gremmels mit seiner differenzierteren Haltung im Bundesrat zur Novellierung des Filmfördergesetzes (FFG) auf: „Gute Filme sind mehr als Kassenerfolge. Gute Filme sind auch Spiegel unserer Gesellschaft, unserer Geschichte und unserer Werte.“
Filmfestivals in Deutschland: Vom Netzwerk als Verband in den FFA-Verwaltungsrat.
Auf Initiative von Svenja Böttger vom Filmfestival Max Ophüls Preis in Saarbrücken und Lars Henrik Gass von den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen startete die AG Filmfestival im Juli 2019 als informelles Netzwerk. Schnell wuchs die Arbeitsgemeinschaft auf rund 120 Festivals aus ganz Deutschland an. Gerade in Coronazeiten erwies sich der Austausch innerhalb der AG als wichtige Stütze für die Festivals in unsicheren Zeiten. Neben regelmäßigen Treffen und interner Netzwerkarbeit, konzentrierte sich die Steuerungsgruppe der AG Filmfestival auf die politische Arbeit, die sie angesichts der von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Staatsministerin Claudia Roth, geplanten großen Reform der Filmförderung des Bundes intensivierte.
Ein wichtiges Ergebnis dieses Engagements ist der mit der Novellierung des FFG zum 1.1.2025 angekündigte Sitz der AG Filmfestival im Verwaltungsrat der Filmförderungsanstalt (FFA). Unterstützung erhielt das Netzwerk vom Bundesrat, der in seiner Stellungnahme zum Entwurf des neuen FFG fordert: „Filmfestivals sollten zukünftig nach dem FFG gefördert werden können.“ Mit diesen Zeichen aus der Bundespolitik beschleunigte die Steuerungsgruppe die geplante Institutionalisierung mit der nun vollzogenen Verbandsgründung.
Der Vorstand der AG Filmfestival.
Um beim Übergang vom informellen Netzwerk zu einer Körperschaft als Verband Kontinuität und Stabilität zu gewährleisten, stellten sich die bisherigen Mitglieder der Steuerungsgruppe in der Gründungsversammlung in Kassel zur Wahl in den Vorstand.
Zu den Vorsitzenden wurden Svenja Böttger vom Max Ophüls Preis und Daniel Sponsel vom DOK.fest München und als Stellvertretende Vorsitzende Julia Scheck vom Filmfest Osnabrück sowie Nils Menrad vom dokKa Dokumentarfestival in Karlsruhe gewählt. Diese vier bilden den so genannten Vertretungsvorstand. Zu weiteren Vorstandsmitgliedern wurden gewählt: Johanna Süß (Lichter Filmfest Frankfurt International), Julia Weigl (Filmfest München), Sebastian Brose (achtung berlin Filmfestival), Dieter Krauß (bis Ende 2022 Internationales Trickfilm-Festival Stuttgart), Thorsten Schaumann (Internationale Hofer Filmtage), Ludwig Sporrer (Filmkunstwochen München) und Florian Weghorn (Berlin).
Erst die Präsentation vor Publikum erfüllt den kulturellen Auftrag.
Wichtigste Aufgabenstellungen des neu gegründeten Verbandes sind auf politischer Ebene weiterhin die noch nicht angemessene Förderung der Filmfestivals. Die AG Filmfestival begrüßt zwar die umfassenden Anstrengungen der BKM, die aktuelle Situation für die Filmproduktion zu verbessern. Die weitergehende Berücksichtigung der Filmvermittlung ist für die AG ein wichtiger Aspekt für eine Kulturförderung, die auch gesellschaftsrelevante und werteorientierte Inhalte für die Bevölkerung wahrnehmbar machen muss.
Die AG Filmfestival ruft nochmals in Erinnerung, dass das generelle Verhältnis zwischen Produktion- und Rezeptionsförderung noch unzureichend ausbalanciert ist. Der kulturelle Auftrag, der mit der Förderung einer Filmproduktion begründet wird, ist für den Festivalverband erst erfüllt, wenn diese Filme gemeinschaftlich, mit der Möglichkeit zum Diskurs, also im Kino von der Bevölkerung gesehen werden können. Die Filmfestivals sind dafür ein zunehmend wichtigerer Garant.
Evaluation und Handlungsempfehlungen – Einbindung der Regionen in die Verbandsarbeit.
Um die wichtige Rolle der Filmfestivals sichtbarer zu machen und darauf aufbauend die Notwendigkeit einer angemessenen und transparenten Förderung von Filmfestivals aufzuzeigen, hatte die AG Filmfestival bereits mit Beginn ihrer Netzwerkarbeit bei der BKM gefordert, mit einer Studie die Landschaft der Filmfestivals zu evaluieren, um damit Handlungsempfehlungen für die Politik abzuleiten. Aus dem Hause der BKM wurde der AG Filmfestival bestätigt, dass diese Studie noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht wird.
Weiteres wichtiges Aufgabenfeld neben diesem Engagement in der Bundespolitik ist für die AG Filmfestival die Erzeugung von Synergien für regionale Filmfestivals im Austausch der Bundesländer und Kommunen. Für diese dezentralen Aufgabenstellungen des Bundesverbandes sieht die neue Satzung die Gründung von Regionalvertretungen vor.