Stellungnahme zur Förderung der Dokumentale ab 2024

Festiwelt ist der zentrale Interessenverband von Filmfestivals in Berlin. Mit seiner Arbeit stärkt Festiwelt die Bedeutung und Sichtbarkeit von Fimfestivals verschiedener Größen und Ausrichtungen in Berlin. Festiwelt hat darüber hinaus das Ziel, die Vernetzung und Zusammenarbeit der Berliner Filmfestivals untereinander sowie die Kommunikation mit dem Publikum und der Politik zu fördern. Festiwelt, das Netzwerk der Berliner Filmfestivals, hat aktuell 22 Mitgliederfestivals.

Wir haben mit Interesse gesehen, dass mit der Dokumentale ein neues Filmfestival gegründet wurde und damit die Filmfestivallandschaft in Berlin bereichert werden soll.

Allerdings sind wir über die Vorgehensweise bei der Vorbereitung und Vorstellung dieses neuen Festivalvorhabens irritiert.

Der hier angesprochene Sachverhalt wurde im Beitrag Nach der Ankündigung der Dokumentale: Streit um Berliner Filmfestivals von Christiane Peitz im TAGESSPIEGEL am 10.05.2024 umfassend beleuchtet. So schreibt Peitz: “Die Berliner Senatskanzlei hat der neuen Plattform The Good Media Network, die die Dokumentale organisiert, 300.000 Euro Fördergelder über das Medienboard Berlin-Brandenburg zugesichert, außerdem 200.000 Euro für das neue Festival.”

Grundlegend begrüßen wir es, wenn die Förderung von Filmfestivals aufgestockt, breiter aufgestellt oder ausgedehnt wird. Denn Filmfestivals sind Orte der kulturellen Praxis, sie vermitteln nicht nur Kultur und Bildung, sondern fördern den Diskurs und damit die Demokratie.

Aufgrund des Vorgehens bei der Installation der Dokumentale erweisen sich die folgenden Punkte unserer Ansicht nach als kontraproduktiv für eine Wertschätzung und Stärkung der Filmfestivals in Berlin und Brandenburg:
• Fehlende Sondierung bestehender Festivalprofile, Festivalterminen, etc.
• Keine Kontaktaufnahme mit dem Netzwerk der Berliner Filmfestivals
• Anhaltend intransparente Förderstruktur und -kriterien bei der Filmfestivalförderung
• Offensichtliche Überschneidung mit Blick auf existierende Filmfestivals, thematisch wie terminlich
• Unnötige Konkurrenzbildung zwischen Filmfestivals
• Missachtung von bereits bestehenden und gewachsenen Festivalprofilen, die Dokumentarfilme in ihrer Vielfalt abbilden
• Unausgeglichene finanzielle Ausstattung der Filmfestivals trotz Berücksichtigung unterschiedlicher “Größe”

Angesichts dieser aktuellen Situation möchten wir durch die folgenden Anliegen die Transparenz befördern:
• Ein offener Austausch zwischen den Filmfestivals, ihrer Vertretung und der Politik
• Einbeziehung unserer Expertise die Ausrichtung der Filmfestivals in Berlin betreffend
• Nachvollziehbarkeit der festival-politischen Entscheidungen mit Blick auf eine “gerechtere” Förderpolitik
• Transparentere Fördermöglichkeiten mit Ausschreibung, administrativen Ansprechpersonen, strukturiertem Förderprozedere und öffentlichen Jurys

Wir fordern die angegebenen Punkte konstruktiv zu bearbeiten und möchten einen produktiven Austausch mit allen verantwortlichen und involvierten Stellen anregen, um nicht zuletzt aktuell und zukünftig die Wirkkraft von Filmfestivals am Standort Berlin-Brandenburg zu stärken.

Festiwelt – Netzwerk der Berliner Filmfestival
Berlin, 01.07.2024